Samstag, 4. Juli 2015

Samstagfrüh im Orlando di Lasso


Man könnte den Eindruck gewinnen, der große Komponist habe noch selbst hier ein Tässchen Kaffee zu sich genommen, wenn man das Konditorei-Café Orlando di Lasso mit dem markanten verglasten ersten Stock betritt - aber nein, die Renaissance liegt dann doch schon eine Weile länger zurück, als die letzte innenarchitektonische Umgestaltung des Lokals, die geschmeidige 30 bis 40 Jahre her sein dürfte. Ich kann dem Charme so einer altmodischen Konditorei durchaus etwas abgewinnen, erinnert mich das Interieur an Kindheitstage und Kaffestündchen mit meiner Oma - allerdings nicht hier in Regensburg, aber Cafés dieser Art prägten die Gastronomie wohl jeder Stadt im Westen des geteilten Deutschlands.

Das Haus am Alten Kornmarkt 2 ist seit 100 Jahren ein Café - seit 1917 im Besitz der Familie Fuchs; 1952 wurde das Terrassencafé im ersten Stock etabliert. Wir nahmen heute vor der Türe Platz - an einem Samstagmorgen um dreiviertel Acht waren wir längst nicht die ersten Gäste und gegenüber auf dem Wochenmarkt bereits buntes Treiben.
von Robert Bock

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Es versprach ein sehr, sehr heißer Julitag zu werden mit Temperaturen in den hohen Dreissigern. Wer sich an Tagen wie diesem ein, zwei Stündchen an der frischen Luft bewegen will, tut gut daran, früh aufzustehen. So spazierten wir zu zweit mit nüchternem Magen gut 75 Minuten hinein in die Stadt und genehmigen uns im Orlando di Lasso je ein Tässchen klassisch gefilterten Kaffee (2,20 EUR) , Madame einen Schokoladenkuchen (2,70 EUR), ich ein Stück Apfelstrudel (3,50 EUR) - dieser nackig, also weder mit Vanillesauce noch einer Kugel Eis noch Sahne.

Die freundliche junge Dame hinter dem Tresen mit den verführerisch aussehenden Konditoreiwaren fragt, ob ich meinen Strudel kalt oder warm serviert haben möchte - ich sage warm und ich bekomme ihn warm. So warm, dass ich mir mit der ersten Gabel beinahe den Schnabel verbrenne. Abwarten, abkühlen lassen, derweil der Einladung meiner Begleiterin folgen und ein Gäbelchen vom Schokoladenkuchen probieren: Mhhh - das nenn ich einen Schokoladenkuchen! Anderso nennt man Kreationen wie diese "Death by Chocolate", im gediegenen Traditionscafé spart man sich das Wortgeklingel und serviert was der Kunde erwartet: Geilen, schokoschokoschokoladigen Kuchen: zähschmelzende Creme auf mürbem, aber nicht trockenem Boden.

Ein Schlückchen Kaffee - besser kann ein gefilterter schwarzer Kaffee nicht schmecken, zumal aus original 70er-Jahre Gedeck, das an die guten alten Zeiten erinnert, als Tschibo und Eduscho noch hart um den Markt kämpften und der Bohnenkaffee - nicht absehbare Flohmarktware, Sperrmüll und Füllung für den Altkleidercontainer - noch im Mittelpunkt ihrer Sortimente stand.

Nun dürfte der Apfelstrudel eigentlich ... Jawohl: er ist auf optimale Genusstemperatur abgekühlt und ich (wir) lassen ihn uns schmecken. Am Apfelstrudel gibt es für meinen Geschmack nichts zu kritisieren, nur dass das Stück ein wenig größer hätte ausfallen dürfen für den verlangten Preis: Hauchdünn ausgezogener Strudelteig, süß-säuerliche Äpfel, Rosinen (unbedingt!), Mandelstifte und das alles nicht zu süß. Dazu - hach! - doch noch eine Kugel Vanilleeis ...? Nein, ich muss auf die Kalorien achten. Ein andermal ...

Wir kommen wieder, vielleicht beim nächsten Einkauf auf dem Markt und dann probiere ich, so hab ich's mir vorgenommen, die hauseigene Spezialität, die patentierten Regensburger Pfingstzungen.

Montag bis Samstag hat das Orlando di Lasso von 7:30 bis 18:00 geöffnet. Sonn- und Feiertags geschlossen. Hab ich schon am Beispiel Café Krönner in Straubing nie verstanden, weshalb eine Konditorei ausgerechnet an Sonn- und Feiertagen geschlossen hat - wegen Reichtums etwa? Ich muss nicht alles verstehen ...

Noch ein nützlicher Hinweis: Im Orlando di Lasso gibt es eine umfangreiche Auswahl glutenfreien Gebäcks und ebensolches Bier.

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